Sexuelles Trauma überwinden

Sexuelles Trauma überwinden – zurück in die eigene Lebendigkeit

„Ich möchte körperliche Nähe spüren, aber mein Körper zieht sich sofort zusammen. Ein Teil von mir sehnt sich nach lustvoller Sexualität – und ein anderer Teil hält alles auf Abstand.“

So oder ähnlich beschreiben viele Menschen ihre Erfahrung beispielsweise nach sexualisierten Gewalterfahrungen. Sexualität, die eigentlich Quelle von Freude und Verbundenheit sein könnte, fühlt sich unsicher oder bedrohlich an.

Was ist sexuelles Trauma? – eine Sicht auf das Nervensystem

Aus der Perspektive von körperorientierter Arbeit entsteht Trauma nicht allein durch ein belastendes Ereignis, sondern dadurch, dass das Nervensystem in einer Situation von Überwältigung keine Möglichkeit hatte, das Erlebte vollständig zu verarbeiten.

Im Körper bleibt dann gebundene Energie zurück:

  • Anspannung, die nicht gelöst werden konnte
  • Reflexe wie Flucht oder Kampf, die unterbrochen wurden
  • ein Gefühl von Erstarrung oder Taubheit

Sexuelles Trauma bedeutet also: Das Nervensystem reagiert, als wäre die Gefahr noch immer da – auch wenn die Situation (längst) vorbei ist.

Warum sexuelles Trauma so tief wirkt

Sexuelle Traumata betreffen uns auf mehreren Ebenen: körperlich, emotional, seelisch. Der Körper speichert, was überwältigend war – oft als Anspannung, Taubheit oder Vermeidung. Viele Betroffene erleben:

  • Schwierigkeiten, den eigenen Körper zu spüren
  • Verlust von Lust oder Freude an Sexualität
  • Scham- oder Schuldgefühle
  • das Gefühl, in Beziehungen nicht wirklich frei zu sein

Das sind keine persönlichen Schwächen. Das sind gesunde Schutzmechanismen, die damals notwendig waren.

Heilung beginnt im Körper

Ein wichtiger Schritt ist, den eigenen Körper wieder als sicher zu erleben. Das Nervensystem darf langsam lernen, dass die Gefahr vorbei ist.

Das kann bedeuten:

  • Atem und Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen
  • Anspannung behutsam zu lösen
  • kleine Impulse von Lust oder Freude neu zuzulassen
  • Grenzen klarer zu spüren und zu achten

Hier geht es nicht darum, Erinnerungen zu erzwingen. Es geht darum, neue, sichere Erfahrungen zu machen, die der Körper abspeichern kann.

Sexualität neu gestalten

Sexualität ist nichts Statisches – sie darf sich entwickeln. Nach schwierigen Erlebnissen ist es möglich, Lust, Nähe und Intimität neu zu entdecken:

  • Berührung ohne Druck und in deinem Tempo
  • klare Grenzen als Quelle von Sicherheit
  • Unterschiede zwischen Erregung, Lust und Intimität besser verstehen
  • Sexualität als selbstbestimmt und lebendig erleben

Fazit

Sexuelles Trauma zu überwinden braucht Zeit, Geduld und eine respektvolle Begleitung. Doch es ist möglich. Jeder kleine Schritt in Richtung Sicherheit, Freude und Selbstbestimmung ist Teil deiner Heilung.

Hinweis: Ich befinde mich derzeit in Ausbildung in Somatic Experiencing®. Elemente aus dieser Haltung und diesem Wissen fließen in meine Arbeit ein. Eine SE-Therapie im engeren Sinn biete ich noch nicht an.